Schwetzinger Zeitung, Freitag 11.04.2014

Vorgestellt: Der gemischte Chor „Alive Vocals“ übt von Abba-Ohrwürmern bis hin zu Musical-Klassikern beliebte Songs für den Liederabend „Frühlingsstimmen“ ein

 Aus vollen Kehlen mit purer Lebensfreude

Von unserer Mitarbeiterin Anke Koob

Lachen macht schön. Nicht nur das Antlitz verändert sich, sondern auch die Stimme. Keine Frage: Die 17 Männer und Frauen im großen Saal des Bassermann-Hauses lachen viel. Gerade wird gegluckst und gekichert, bis Vera Pfannenstiel zur Ernsthaftigkeit mahnt und mit beiden Zeigefingern in der Höhe eine Wiederholung einfordert: "Bitte noch mal!" Für die "Alive Vocals" kein Problem.

 

Das Lachen verwandelt sich in glockenklare Stimmen, die voller Inbrunst die Abba-Hymne "Thank you for the music" intonieren. Eine Probe beim neuesten Chor Schwetzingens lässt die Vision einer großen Familie aufkommen. Die Sänger sind aufeinander eingestimmt, mögen und unterstützen sich gegenseitig. Astrid Kaberna nickt und schmunzelt, "da wird man sogar von Zuhause abgeholt." Ihr gebrochener Knöchel soll schließlich kein Hindernis sein, die Hürden moderner Chorwerke zu überspringen. Die stellvertretende Chorleiterin singt daher an diesem Morgen einfach im Sitzen: "Mich kann nichts auf der Welt vom Singen abhalten."
 
Lieder der Welt erklingen
Seit September 2012 lassen die 26 Sängerinnen und Sänger die Lieder der Welt erklingen. Und sie genießen jeden einzelnen Ton. Wer sie erlebt, glaubt dies auf Anhieb und auch der Probenmorgen an einem Tag liefert so viel Energie und Lebensfreude, dass die Zuhörer schlicht beeindruckt sich in den Stuhl sinken lassen, um zu genießen, welches Niveau in der kurzen Zeit des Chorlebens erschaffen wurde. Immerhin beflügelt Dirigentin Pfannenstiel ihre Leute just zu "Music of the night" und damit einer schwierigen Nummer aus dem "Phantom der Oper". Kein Problem für die Frauen und Männer. Kaberna strahlt erneut: "Wir singen, was uns und den Menschen gefällt. Klassik, Pop, Musicals und auch schon mal richtig jazzig arrangierte Stücke." Und dann lacht sie schon wieder, dass der Gips am Bein im Rhythmus des Liedes zu wackeln droht. Ein kurzer Blick in die Runde - es geht weiter. Denn jetzt steht der Klassiker "Was kann der Sigismund dafür?" auf dem Programm. Die Männer brummen, die Frauen tirilieren und schon sind sie wieder alle gemeinsam mitten in dieser beeindruckenden Leidenschaft angekommen, welche für sie vom Singen ausgeht.
 

Antje Somieski, Sabine Schobert und Ute Rebennack haben den Kniff zum Lied längst raus und strahlen, schauspielern, agieren und reagieren. Denn statisches Singen ist für die Alive Vocals nichts, was sie sich in das Stammbuch geschrieben hätten. "Bei uns ist es nie langweilig und nicht nur unsere Singstunden sind interessant und lebendig", schwärmt Chorleiterin Vera Pfannenstiel zwischen zwei Probeeinheiten. Der Text aber muss sitzen, mahnt sie die Männer des Chores an und lässt dann alle zusammen noch mal kurz den Sigismund lebendig werden, der doch einfach nichts dafür kann, dass er so schön ist.

 © Schwetzinger Zeitung, Freitag, 11.04.2014